Über mich gibt es eigentlich nicht sehr viel zu sagen …

 

Ich wurde 1964 sozusagen im Zeichen des Drachen geboren, klingt zwar dramatisch, ist es aber nicht. Habe zwar viele Schulen besucht, habe aber immer wieder das Gefühl zu wenig gelernt zu haben - vermutlich weil man auch nie auslernt. In Bezug auf Berufe habe ich so einige Ausbildungen gemacht, habe lange in einem Ziviltechnikerbüro gearbeitet und war dann seit 1994 als tech. Angestellter bei einem großen Konzern tätig.

Die letzten Jahre war ich im Fasching immer nur als Frau verkleidet, vielleicht auch, weil ich dabei immer sehr viel Spaß hatte und bei vielen Menschen als Frau sehr identisch rüber kam.

Im Jahr 2007 wurde bei mir das erste Mal Gynäkomastie (Brustwachstum bei Männern) festgestellt. Grund dafür war, dass mein Körper keine bzw. zu wenig männliche Hormone produzierte. Mein Testosteronwert lag bei 0.11 (Normalwert beim Mann ca. 6.0 - 8.00). Mittlerweile ist der Wert wieder etwas gestiegen.

Die erste Zeit war es mir sehr peinlich, wenn man meine Brust (Größe B) unter einem T-Shirt durchsehen konnte. Auch weite T-Shirts oder Pullis halfen nicht mehr. Mir passierte es mehrmals, dass ich in öffendlichen Toiletten Probleme bekam wenn ich in ein Herrnkloh ging. Mehrmals wurde ich sogar von einer Security daran gehindert, ein Herrenkloh zu betretten. Ich wurde als abartig und pervers bezeichnet und es gab kaum einen Tag, an dem ich nicht darauf angesprochen wurde. Nach etlichen Psychotherapiestunden und auf Zuspruch meiner Freundin (übrigens eine wahnsinns tolle Frau) beschloss ich mein Qutfit trotz Angst vor noch schlimmeren Demütigungen zu ändern.

Anfangs hatte ich schon bedenken, wie würden die Freunde, Familie und auch Fremde darüber denken - andererseits musste ich mich in meinem Körper wohlfühlen...

Seit Anfang 2010 lebe ich jetzt "optisch" als Frau und hab es bisher noch nie bereut, ganz im Gegenteil, viele Menschen sind viel netter als sonst und damit hatte ich am allerwenigsten gerechnet. Leute, großteils natürlich Männer, grüßen mich freundlich, obwohl sie mich gar nicht kennen, Männer bieten sich an, mir mein Auto zu putzen, an der Kassa werde ich öfters vorgelassen, die Tür wird mir freundlich-lächelnd aufgehalten, im Straßenverkehr kann ich mir als "Blondine" schon Schwachsinn erlauben ;-) also lauter Dinge, die mir bislang als "normaler" Mann nie passiert sind.

Egal wo ich bin, ob Schiff, Bus oder Hotel, spätestens am dritten Tag weiß jeder, wer und was ich bin und kennt meinen Namen. Lustig daran, jeder der mich kennenlernt vergisst mich nicht mehr... ;-)

Fazit: Mein Selbstbewustsein ist gestiegen, ich achte mehr auf mein Äußeres, pflege mich mehr (Hatte ich als Mann ja nicht nötig), mache das Beste aus meinen ungewollt körperlich weiblichen Attributen und geniese die Vorteile beider Geschlechter. Gelegendlich bin ich auch stolz, halb Mann und halb Frau zu sein. Mittlerweile bin ich schon zum richtigen "Frauenversteher" geworden, und glaubt mir, man lernt und erlebt viel - so zwischen zwei "Welten".

Mittlerweile weiß ich auch, dass weibliche Kleidung viel angenehmer zu tragen ist und ich so ziemlich alles tragen kann was ich möchte. Anfangs wollte ich nie Röcke oder Kleider tragen, aber andererseits glaubt ohnehin jeder der mich nicht kennt, dass ich eine Frau bin.

Einstellung: Ich war mein ganzes Leben ein Mann und hatte eine wirklich schöne Zeit, und werde biologisch auch weiterhin ein Mann bleiben, eine Post-OP käme für mich nie in Frage. Hinzu kommt, dass sich meine sexuelle Einstellung nicht geändert hat, und ich weiterhin nur Frauen zugeneigt bin - und da besonders einer.... also wäre eine OP eher der falsche Weg.

Auf die Frage was ich bin; Transvestit, Transgender, Transsexuell, Crossdresser oder was auch immer, kann ich nur sagen als was ich mich selbst definiere; "einfach nur als Mann der etwas anders aussieht" und das genieße was ich bin ;-)

 

eure Vanessa

 

 Vanessa - Tamara Zander  •   Austria •   Steiermark - Graz